22. Februar 2011

Bis(s) der Feminismus geschlagen sein wird

Der Erfolg der Twilight-Saga geht in die dritte Runde. Wer über glitzernde Vampire und Oben-ohne-Werwölfe hinwegsehen möchte, ist herzlich eingeladen der Fantasy-Teeny-Romanze noch ein paar andere Aspekte abzugewinnen.


Ich bin verliebt in Robert Pattinson. Da werde ich blind und taub und sehe nur sein glitzerndes Gesicht. Ich vergesse, wer ich bin und was ich vorhatte. Ich möchte vergehen in seinem Anblick.

So geht es auch (zumindest) einer Anderen: Bella Swan. Die introvertierte Teenagerin lebt bei ihrem allein-erziehenden Vater, der als Polizist ein starker Mann ist, und hat einen Vampir, also einen noch stärkeren Mann als einen Polizeibeamten, zum Freund. Zwei Männer also der Mittelpunkt ihres Lebens. Für den einen putzt und kocht sie. Dem anderen ist sie dankbar für jede Rettung vor dem Unheil (, das sie ohne ihn nicht hätte).

Doch bei den meisten Blockbustern besteht die einzige Aufgabe einer weiblichen Protagonistin im Anhimmeln und Erwarten eines Mannes. Warum schreibt der Independent gerade in der Rezension der Twilight-Triologie: “The problem – and there's no diplomatic way to say this – is that it's shockingly, tackily, sick-makingly sexist.”? Es ist erfrischend in Zeiten des kategorischen Imperativs “Du sollst Sex haben!”, einen Kino-Welt-Erfolg zu feiern, der das Warten erotisch auflädt und Sex als etwas Besonderes, Schönes propagiert.

Wer weiß, dass Stephenie Meyer, Hausfrau, Mutter und Autorin der Twilight-Saga, gläubig paktizierende Mormonin ist, wird skeptisch und bemerkt (hoffentlich), was nicht nur der Independet zurecht kritisiert: Bella wird zu einer reaktionären, leidenden, sich für den Mann aufopfernden Frau stilisiert, die trotz Einwände seinem Ansinnen nachgibt und mit 18 heiratet. Es ist in Ordnung, sich vor der Ehe keusch zu verschließen. Aber vorehelichen Sex als lebensgefährlich darzustellen?

Wenn Stephen King zum Unterschied zwischen Harry Potter und der Twilight-Saga anmerkt: “The real difference is that Jo Rowling is a terrific writer and Stephenie Meyer can't write worth a darn. She’s not very good.”, ist das mit Sicherheit wahr. Doch die Gefahr liegt nicht in der schlechten schriftstellerischen Leistung einer Amerikanerin, sondern in den reaktionären Werten, die mit dem Welterfolg einer mormonischen Autorin zu tun haben.

Ein 18-jähriges Mädchen sorgt für ihren Vater. Ihr Freund, dessen groß angepriesene Qualität in jedem Buch sein „perfektes Gesicht“ ist, stalkt sie und trifft alle Entscheidungen für sie – natürlich geht es immer um ihre Sicherheit. Und das Mädchen selbst, verzehrt sich in Sehnsucht. Die schwierigen Aufgaben lösen die Männer. Die Frau ist damit ausgefüllt, ihren Mann zu lieben und seine Regeln zu befolgen.

Das ZDF-Kulturmagazin hat mit seiner Einschätzung recht: Man darf schmachten, wenn man die Botschaft gekonnt ignoriert.